Meckel – Gruber Syndrom

Beim MKS handelt es sich um ein schweres, multiviszerales, meist in den ersten Lebenstagen letales Fehlbildungssyndrom. Die Vererbung erfolgt autosomal rezessiv, die Inzidenz schwankt zwischen 1:13.500 und 1:40.000 Lebendgeburten. Zu den typischen klinischen Merkmalen zählen neben einer bilateralen zystischen Nierendysplasie, v.a. eine okzipitale Enzephalozele, eine Mikrophthalmie sowie weitere Malformationen des zentralen Nervensystems. Darüber hinaus sind eine Polydaktylie, ein Situs inversus, Gallengangsproliferationen sowie eine pulmonale Hypoplasie häufige Manifestationen. Viele dieser Veränderungen lassen sich bereits präpartal vor der 14. Schwangerschaftswoche nachweisen, was zum Teil eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft zur Folge hat.

Genetisch konnten Mutationen verschiedener Zilien-Gene als Ursache des MKS identifiziert werden. Sowohl genetisch als auch klinisch bestehen Überlappung mit anderen Ziliopathien (NPH, JS). Für manche Gene konnte eine Abhängigkeit des klinischen Bildes von der Schwere der Mutation nachgewiesen werden (siehe JS). Da jedoch die klinische Ausprägung auch innerhalb derselben Familie stark variieren kann, werden zudem genetische Modifier-Effekten diskutiert.

Meckel - Gruber Syndrom - Tabellarisch
Synonyme
  • Meckel Syndrom
  • Dysencephalia splanchno-cystica
  • Gruber Syndrom
Hauptauffälligkeiten
  • Zystische Nierendysplasie
  • Okzipitale Enzephalozele (>80%)
  • Andere ZNS-Malformationen
  • Mikrophthalmie, Anophthalmie
  • Postaxiale Polydaktylie
  • Kongenitale Leberfibrose
  • Gallengangsproliferationen
  •  Oligohydramnion-Sequenz
  • Lungenhypoplasie
Ergänzende Befunde
  • Situs inversus
  • Faziale Dysmorphien
  • verkürzte Röhrenknochen, gebogene lange Röhrenknochen
  • Herzvitien: ASD, VSD, bikuspide Aortenklappen
  • Pankreaszysten
  • akzessorische Milz
  • genitale Fehlbildungen
  • Iriskolobome, Netzhautkolobome
  • erhöhtes alpha-Fetoprotein
Manifestation Vorgeburtlich – bei Vorliegen der typischen Trias aus Nieren-, ZNS- und Extremitätenfehlbildungen kann das MKS oft vor der 14. SSW diagnostiziert werden.
Häufigkeit stark variierend: 1:13.500 (Massachusetts) und 1 : 140.000 (Großbritannien). Finnland 1 : 8.500
Vererbung autosomal rezessiv
Pathogenese Alle Genprodukte der ursächlichen Gene sind am sog. Zilien-Zentrosomen-Komplex lokalisiert. Die exakten Pathomechanismen sind noch Gegenstand aktueller Forschung.
Verlauf, Prognose Prognose schlecht. Hoher Rate an intrauterinem Fruchttod. Bei Lebendgeburt zumeist versterben innerhalb der ersten Lebensstunden/tage.
Therapie keine

Meckel - Gruber Syndrom Gene
Krankheit OMIM Phenotypnummer Gen OMIM – Gennummer alternativer Phänotyp und OMIM Phenotypnummer
1 MKS1 249000 MKS 1 609883 BBS13 615990
JBTS28 617121
2 MKS2 603194 TMEM216 613277 JBTS2 608091
3 MKS3 607361 TMEM67 609884 COACH syndrome 216360
JBTS6 610688
NPHP11 613550
4 MKS4 611134 CEP290 610142 BBS14 615991
JBTS5 610188
LCA10 611755
SLSN6 610189
5 MKS5 611561 RPGRIP1L 610937 COACH syndrome 216360
JBTS7 611560
6 MKS6 612284 CC2D2A 612013 COACH syndrome 216360
JBTS9 612285
7 MKS7 267010 NPHP3 608002 NPHP3 604387
8 MKS8 613885 TCTN2 613846 JBTS24 616654
9 MKS9 614209 B9D1 614144 JBTS27 617120
10 MKS10 614175 B9D2 611951 JBTS34 614175
11 MKS11 615397 TMEM 231 614949 JBTS20 614970
12 MKS12 616258 KIF14 611279
13 Meckel/Joubert Phänotyp 617562 TMEM 237 614423 JBTS29 617562
MKS13 617562

(01/2018)


Quellen
  • Barker AR, Thomas R, Dawe HR. Meckel-Gruber syndrome and the role of primary cilia in kidney, skeleton, and central nervous system development. Organogenesis. 2014;10:96–107.
  • Huber C, Cormier-Daire V. Ciliary disorder of the skeleton. Am J Med Genet C Semin Med Genet. 2012;160C:165–74.